DUF

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Ein (nicht) ganz alltäglicher Auftrag

Es war mein erster großer Auftrag als selbständige Architektin, als ich im März 2013 die Planung und Ausführung für ein Mehrfamilienhaus in Berlin – Charlottenburg übernahm.
Zwanzig Wohneinheiten als Eigentumswohnungen zwischen 70m² und 180m² in exponierter Lage zum Schloß Charlottenburg, sollten mit gehobenen Standard errichtet werden.
Eine aufwendige Gründung durch den hohen Grundwasserspiegel mit 80 Betonpfählen, Wasserhaltung während der Bauzeit, waren neue Themengebiete für mich. Die Tiefgarage mit Autoaufzug, ein anspruchsvoller Ausgang auf das begehbare Gründach aus dem Penthouse, waren nur ein paar der Besonderheiten in der Ausführungsplanung. Die Wohnungen wurden komplett durchgeplant. Doch noch während der Bauphase kam es durch die neuen Eigentümer immer mal wieder zu Änderungen in der Grundriß Planung.

In Beratungsgesprächen habe ich auf Wunsch auch gerne Innenarchitektonische Aufgaben übernommen.
So erhielt ich die Anfrage meiner Auftraggeberin bei Verkaufsgesprächen zu helfen.
Ein Französischer Musiker des Chicago Symphony Orchestra, wollte zu den Berliner Philharmonikern wechseln. Die Gespräche auf englisch waren für sie schwierig. Sie bat mich bei den Verhandlungen dabei zu sein. Er hatte sich schnell für eine Wohnung entschieden und ich erhielt von ihm einen zusätzlichen Auftrag für den Innenausbau.

Der Grundriß wurde an seine Wünsche angepaßt. Wände die gerade errichtet waren, wurden für eine angepaßte Nutzung wieder entfernt und neue Räume entstanden. Ein akustisch gut ausgebautes Musikzimmer mit ausreichend Stauraum sollte das Herzstück der Wohnung sein. Ein großer Schlafzimmerschrank und verschiedene Einbauten waren zusätzliche Aufgaben.
Ich erhielt den Schlüssel zu seiner Wohnung und organisierte alles für den Einzug. Vieles lag in meiner Entscheidung da er immer noch viel im Ausland arbeitete. Vorschläge und Entscheidungen liefen in der Regel über Mail.

Doch wie plant man einen Schlafzimmerschrank (kompletter Inhalt unbekannt) für jemanden den man nicht kennt? Ohne daß ich Vorstellungen hatte wie viele Anzüge, Schuhe, Hemden, Krawatten ein Berufsmusiker besitzt. Er wollte einen „großen“ Kleiderschrank haben.
Wie sollte der „Arbeitsplatz“, das Musikzimmer aussehen? Ein Raum in dem man sich wohl fühlt, üben kann, ggf. auch zu Zeiten in den Abendstunden? Der Raum sollte auch etwas wie das Herzstück der Wohnung werden.
Bei meinen Überlegungen habe ich versucht die räumlichen und inhaltlichen Vorstellungen, welche sich aus dem ersten Gespräch hervorhoben, umzusetzen.
Betrachtet man das Musikzimmer, so wollte ich die Möglichkeit schaffen über eine große Schiebetür den Raum zur Wohnung zu öffnen. Es sollte eine Bühne entstehen, gleichzeitig aber auch einen Raum des Rückzugs.

Im Raum selbst, sollten akustische Maßnahmen das tägliche musizieren über viele Stunden ermöglichen. Neben einer Akustikdecke, wurden Moltonvorhänge vor das Fenster und für eine gute Raumakustik auch vor der Wand angeordnet. In offenen Regalen stehen die Bücher, CD´s, Schallplatten und verschiedene Notenbücher. Sie helfen die Nachhallzeiten im Raum zu verbessern. Die große Schiebetür zwischen Wand und Schrank eingebaut, wurde mit umlaufenden Bürsten versehen um akustisch eine Dämmung zu erzielen.
Viele Überlegungen flossen hier ein, jedoch war klar daß wir hier nur eine Dämmung und keine Isolierung schaffen.
Als dann der Umzug startete, stapelten sich zunächst die Kartons und erste Überlegungen ob alles untergebracht werden kann werfen einen kritischen Blick auf das Ergebnis.
Mir waren die Abmessungen aller Bücher, Noten und Instrumente nicht bekannt. Einiges hatte Überformat. Aber das Regal im Musikzimmer war mit festen und verstellbaren Elementen für alle Möglichkeiten eingeplant.

Jetzt nach zwei Jahren habe ich Monsieur Dufour getroffen und er ist immer noch sehr glücklich mit seinem „Herzstück“.

Astrid Lueckel, ahoch2 architekten, Berlin
Im Herbst 1993 kam ich zum Aufbau Studium an die Gesamthochschule Kassel und studierte bei Prof. Jochem Jourdan. Die Erkenntnis das Musik, Kultur, Politik und Architektur eine wunderbares Spiel mit einander bilden, wurde mir in seinen Vorlesungen das erste Mal bewußt. Er motivierte uns stetig kritisch zu analysieren und auch mal Utopien zu denken.
Auf vielen gemeinsamen Exkursionen in alle möglichen Länder der Welt, lernte ich sehr deutlich den Zusammenhang von Architektur, Kultur und Umwelt.
Im Winter 1999 bis zu seiner Emeritierung im Herbst 2002, war ich wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Entwerfen, Bauerhalt und Denkmalpflege.
Seit 1994 arbeite ich als selbständige Architektin mit verschiedenen Architekturbüros. Seit 2012 betreibe ich ein eigenes Büro in Berlin.